Dienstag, Juni 14, 2005

Verliebt, verlobt, verheiratet, ...

... geschieden, ... ledig, ... (wieder)verheiratet, ...

Das alte Sprichwort "verliebt, verlobt, verheiratet" stimmt in dieser Einfachheit heute nicht (mehr). Gerne will die konservative Moral uns weiß machen, dass danach nichts mehr zu kommen habe. Schön wäre es wenn es auch der Realität entsprechen könnte. Leider ist dieses aber nicht die gesellschaftliche Wirklichkeit. Vielmehr sind mehr und mehr unterschiedliche Lebens- und Familienkonstellationen zu verzeichnen.

Da wundert es kaum wenn Familienstandsbezeichnungen nicht mehr passen. Ist eine ehedem verheiratet Person ohne Kinder und Unterhaltsansprüche nicht eigentlich aller Verpflichtungen nach ledig? Eine solche Person, wenn frisch verliebt und mit Ehe in Blick nicht eher verlobt? oder müsste die Person geschieden/verlobt schreiben?

Anders nachgefragt, ist eine nach Gesetz ledige Person mit drei Kindern (vielleicht noch Kinder verschiedener Frauen) wirklich aller Verantwortung "ledig". Kein Moralapostel wüde das unterschreiben, der Gesetzgeber erlaubt dieses, fordert es gar. Wer noch nie den Bund der Ehe schloß ist nach dem Gesetz ledig, egal wie viele Kinder die Person hat und sich auf der Lohnsteuerkarte anrechnen lässt.

Eine gescheiterte Ehe bedeutet immer den Makel "geschieden", es sei denn man(n) oder frau rettet sich in eine neue. Die Bezeichnung "Wiederverheiratet" oder gar Wieder-wieder-verheiratet hat der Gesetzgeber in weiser Voraussicht nicht gefordert. Waren es praktische Gründe auf dem Formular, oder konnten sich die Mütter und Väter des Gesetzes eine mehrfache Wiederheirat nicht vorstellen und ein einmaliger Fehltritt möge noch verzeihlich sein. aber selbst in höchsten Regierungkreisen ist eine mehrfache Scheidung und Wiederheirat heute kein Makel mehr. Urteilen möge Gott darüber, ich lasse ich Finger davon.

Vielleicht könnten wir neue Familienstandsbezeichnungen finden: unverheiratet wird allerdings kaum dazugehören, weil dieses schon "un"-Wort ist und damit die Trägerin mit einem Makel versieht. Ledig ist schön, wenn ein Mensch wirklich "solo" und aller Verpflichtungen außer sich gegenüber frei ist.

Bisher fallen mir keine passenden Bezeichnungen ein. Ich bin sicher, dass die Mütter und Väter der Gesetze mit Hilfe der Internet-Gemeinschaft neues schaffen können.

Über Vorschläge dankbar ist,

Adomnan

Dienstag, Juni 07, 2005

Volks- und Betriebswirtschaftsle(e/h)re ?

Immer wieder findet sind in den Zeitungen und Nachrichtensendungen der Hinweis, dass ein Betrieb Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den sogenannten Vorruhestand schickt. Von humanen Stellenabbau und betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten ist die Rede.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten vielleicht auch noch eine Abfindung, und dann bis zum Renteneintrittsalter nur ein Teil ihres ursprünglichen Salärs.
Für den Betrieb eine saubere Sache. Die Menschen sind von den Kostenstellen verschwunden, das Unternehmen steht besser da. Wir angeblich effektiver und wirtschaftlich agiler; es wird vielleicht auch ein besserer Börsen- und Übernahmekandidat. Die Aktionäre freuen sich.

Schauen wir uns dieses Szenario aber mal von der volkswirtschaftlichen Seite an. Hier türmen sich die (auch betriebswirtschaftlichen) Nachteile.
  1. Die entlassenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer verdienen weniger Geld und sind deshalb - auch mit der z.T. großzügigen Abfindung - eher zum Sparen angeregt. Wer nicht weiß wie es mit der Rente und anderen regelmäßigen Einkommen steht spart sein Geld oder legt es langfristig sicher an.


      • Geld wird der (Konsum-)Wirtschaft entzogen

      • Einzelhandel und Warenhäuser machen weniger Umsatz

      • Dieses Umsatzminus führt dann wieder zu anderen Entlassungen, Kurzarbeit und Frühverrentungen.

  2. In gleicherweise müssen wir die Steuereinnahmen des Staates ansehen. Jede Frührentnerin und jeder Frührentner zahlt weniger oder gar keine Steuern. Dieses bedeutet ein Steuereinnahmeverlust für den Staat.
  3. Auch die sozialen Sicherungssysteme (Krankenkassen, Rentenkassen, Pflegekassen, und so weiter) erhalten weniger oder gar keine Beiträge. Die Lasten der dieser Systeme müssen auf immer weniger arbeitende Menschen verteilt werden. Schon jetzt zahlen etwa ein Drittel der Bevölkerung die Kosten für die restlichen zwei Drittel.
    • Dass dieser - immer mehr zahlende - Teil der Bevölkerung auch ihr / sein Geld zusammenhält, lässt sich kaum verübeln. Allerdings mit der Folge, das die Spirale immer geht, die Katze sich in den Schwanz beißt.
Es zeigt sich an diesen wenigen Beispielen, dass Entlassungen, Frühverrentungen, vielleicht gerade noch - kurzfristige! - Erfolge in betriebswirtschaftlicher Hinsicht darstellen. Aber volkswirtschaftliche Katastrophen sind. Besonders, wenn Menschen über 45 schon gar keine Möglichkeiten mehr haben, wieder in den ersten Arbeitsmarkt hineinzukommen.

Der Ausspruch "Armes Deutschland!" sollten wir in diesem Zusammenhang ernst nehmen. Denn wir werden immer ärmer. Weil die Industrie sich auf Kosten der Allgemeinheit saniert. Nur, dieses Allgemeinheit, meint immer nur die zahlende Allgemeinheit, eine immer kleiner werdende Minderheit in diesem Land. Die Soziale Marktwirtschaft, einst das Vorzeigemodell in Deutschland verliert auf Grund des von der Wirtschaft aufgekündigten Generationenvertrages, seinen Wert.

In großer Sorge, bereit zu diskutieren,

Adomnan